6. Jahrestagung 2016 | 24. – 26.06.2016 | auf Schloss Tunzenberg, Niederbayern
Der Traum von der Unsterblichkeit der Seele und dem Weiterleben nach dem Tod begleitet die Menschheit seit jeher. So nimmt es nicht wunder, dass dieser ein archetypisches Sujet
in Mythen, Märchen und Legenden ist. Denn eines ist sicher: Das Leben ist endlich. Wir alle müssen sterben. Tatsächlich? Was aber wäre, wenn wir unsterblich sein könnten? Was wäre, wenn Alterung
und Tod keineswegs selbstverständlich, sondern diese nur eine Frage der Überwindung überholter Denkmuster wären? Folgen wir den Diskursen der Gegenwart, dann sieht die Sache so aus: Die
zeitgenössischen Imperative der Selbstoptimierung, Aktivität und Produktivität im Alter werden hier einerseits mit ästhetischen Anti-Age-Suggestionen und andererseits mit Technikutopien
verknüpft. Unter Schlagworten wie Zelltherapie, Bionikforschung, Organ- und Gliedmaßenregeneration und Anti-Aging-Medizin boomt ein Markt, der sich als „Jungbrunnen“ verkauft und gleichsam
suggeriert: Wer alt und gebrechlich wird, der ist selbst Schuld. Die jungen Alten erweisen sich als neue Allegorie der ewigen Jugend. Mögen sie auch älter sein, dank ihres ausgeprägten
Körperbewusstseins, ihres Lebenshungers und ihrer Experimentierfreude stehen sie der Jugend in nichts nach.
Auch die Offenheit für medientechnische Innovationen wird mit Verjüngung belohnt. In harmonischer Einheit mit Computer, Tablets oder Smartphones demonstrieren die silver surfer, dass die
technische Ausrüstung des Selbst den irdischen Gesetzen des Alters trotzen lässt. Wie die gleichnamige Figur des US-amerikanischen Verlags Marvel Comics verfügen auch sie mit ihren Surfbrettern
über eine kosmische Kraft.
Was aber würde es bedeuten, wenn Menschen alterslos bleiben und unendlich lang leben? Wie würde es unsere Sicht auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und unser Verständnis von Entwicklung,
Sozialisation und Identität verändern? Wäre eine Gesellschaft von Unsterblichen überhaupt erstrebenswert? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der 6. Jahrestagung des Vereins Gesellschaft – Altern
– Medien. Sie knüpft an die benannten Diskurse an und diskutiert ihre ethischen, sozialen und psychologischen Konsequenzen aus der Perspektive der Altersmedienforschung.
Fotografische Eindrücke der Tagung